Interview

MN: Wie hast du erlebt, dass die vergangenen Erdenleben nicht wirklich vergangen sind, sondern heute noch als Realität wirken? Ich könnte mir vor stellen, dass manche Menschen meinen, jedes Leben würde in den Erlebnissen und Begegnungen des darauffolgenden „durch das Schicksal“ von ganz allein aufgearbeitet und spiele dann keine Rolle mehr… Das heißt: nur was die Vergangenheit in einem an Fähigkeiten für die Gegenwart erbildet hätte, wäre etwas, womit zu rechnen sei. „ Wichtig ist nicht, welche Stellung man (in vergangenen Erdenleben) innegehabt oder wer man gewesen sei, sondern welche Fähigkeiten man sich erbildet habe „, so ausgedrückt las ich es mal. – Was ist an dem Vergangenen wirklich „vergangen“, was ist aber heute und vielleicht noch in vielen künftigen Inkarnationen präsent bzw. kann erst in viel späterer Zeit und unter anderen Entwicklungsbedingungen wieder aufgegriffen werden?

CF: Karma ist eine ungeheuer komplizierte Angelegenheit, in der Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges ständig ineinanderfließen. – Da gibt es bei jedem Menschen ganz individuelle Themenbereiche, die sich metamorphosieren, umkehren oder auch auf verschiedenen Entwicklungsstufen wiederholen können.
Zum anderen Punkt: dass Karma von ganz allein aufgearbeitet würde, ist nur bedingt richtig. Natürlich geraten wir „von ganz alleine“ in die misslichen Situationen, die eine Folge früherer Versäumnisse oder Fehlentwicklungen sind. Ob wir auch von ganz alleine wieder aus dem Dilemma herauskommen, das ist eine andere Frage. Und ob wir es uns in der heutigen Zeit noch leisten können, unzählige Ehrenrunden zu drehen und darauf zu warten, dass alles von selber geht, wage ich zu bezweifeln. – Jedenfalls rutschen Probleme, die nicht über das Bewusstsein gelöst werden, dann oft ins Körperliche. Das ist natürlich auch eine Möglichkeit der Aufarbeitung, eben eine unbewusste, schmerzhafte und oft sehr langwierige Angelegenheit. Letztlich ist es die Entscheidung jedes Einzelnen, ob er den Weg des Leidens oder den der Erkenntnis gehen möchte. Ich bin überzeugt, dass es für die heutige Menschheit, die ja als Ganzes den Schwellenübertritt vollzogen hat, immer mehr zur Notwendigkeit wird, sich ihrer Vergangenheit bewusst zu werden und die Belastungen, die Hindernisse, die man selbst verursacht hat, zu erkennen und zu verwandeln. Solange die unbewusst gebliebenen -verdrängten, traumatischen – Anteile uns immer wieder wie zwanghaft in Situationen führen, die wir gar nicht wollen, sind wir auch nicht frei für eine selbstbestimmte Zukunftsgestaltung. Die unbewältigte Vergangenheit wird sich so lange an unpassenden Stellen bemerkbar machen, bis die problematischen Anteile bewusst gemacht, erlöst und geheilt werden. Zum angesprochenen Punkt, es sei nicht wichtig, „welche Stellung man innegehabt hätte“ bzw. wer man gewesen wäre, kann ich nur sagen: Das ist insofern von Bedeutung, ob man die dieser Stellung angemessene Aufgabe bewältigt hat oder ob man sich vielleicht gerade durch das Nichtbewältigen große Belastungen zugezogen hat. Für manchen König der Weltgeschichte wäre es vielleicht besser gewesen, nur der Schuhputzer gewesen zu sein…

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MN: Du sprichst davon, dass du im 20.Jahrhundert zu Zeiten Rudolf Steiners inkarniert warst, also auch in jenem Jahrhundert kurz nacheinander verkörpert warst. Nun wies Rudolf Steiner die Anthroposophen ja darauf hin, dass sie – aus bestimmten Gründen – dazu prädestiniert wären, bereits am Ende des 20.Jahrhunderts wieder da zu sein um einzugreifen in die Erdenzivilisation, zusammen mit vielen Individualitäten, die zu seiner Zeit noch nicht wieder inkarniert waren.

Daraus sollte eine große Bewegung entstehen, für die die anthroposophische Bewegung des Jahrhundertanfangs nur die Vorbereitung wäre…, zur Spiritualisierung der Kultur in alle Lebensbereiche hinein, bis hin zur technischen Entwicklung! – Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen: Was hat dein letztes Erdenleben mit deinem heutigen zu tun?

CF: Mein jetziges Leben erlebe ich als eine unmittelbare Fortsetzung des damaligen! Sowohl in Bezug auf die Interessen und Fähigkeiten – also dieses direkte Zugehen auf die Anthroposophie, die Karmaforschung, die Eurythmie -, als auch in Bezug auf Belastungen, die sich aus dem Nicht-ergreifen-können der damaligen Notwendigkeiten ergeben haben. Ich habe da das Erlebnis eines großen kollektiven Versagens gehabt, an dem eigentlich alle im Umkreis Rudolf Steiners lebenden Persönlichkeiten ihren Anteil hatten. Denn trotz allem Großartigen, was sicher auch geleistet worden war, kann man aus der jetzigen Sicht sagen, dass Rudolf Steiners eigentliche Mission nicht verstanden worden ist.

MN: Was meinst du damit?

CF: Das Verständnis für karmische Zusammenhänge war als Vorbereitung für das Erscheinen der Christus im Ätherischen unbedingt notwendig. Und Rudolf Steiner hatte ja wiederholt davor gewarnt, dass dieses Ereignis auch verschlafen werden könnte. Denn den Zugang zu dem ätherischen Christus findet man ja vor allem dadurch, dass man sich in eigener Anstrengung bewusst ihm zuwendet. Man muss es wollen, den –  wie Rudolf Steiner sagte 

– „Herrn des Karmas“ um Gnade und Erlösung von alten Verstrickungen zu bitten
– nachdem man sie vorher bewusst erkannt hat!

Die Chancen und Möglichkeiten der Befreiung und inneren Heilung, die wir in den letzten Jahrzehnten und zunehmend in den letzten Jahren geschenkt bekommen haben, werden vielleicht nicht so schnell wiederkehren. Für die, die jetzt nicht wach sind, ist dann womöglich der Zug auf lange Zeit abgefahren…
Und die ätherische Wiederkunft Christi ist eben kein äußerlich wahrnehmbares Ereignis, sondern nur durch den eigenen Ätherleib wahrzunehmen.

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