Die androgyne Göttin

Die androgyne Göttin

Was haben die Götter der griechischen Sagenwelt mit uns heutigen Menschen zu tun? Diese Frage mag weit hergeholt erscheinen, doch in Rückblicken auf frühere Inkarnationen können sich ganz erstaunliche Zusammenhänge zwischen den damaligen Kulten und dem Weiterwirken dieser Impulse in den heute reinkarnierten Seelen zeigen.

So gelangte vor Jahren im Rahmen meiner Karmaarbeit eine in Griechenland lebende Deutsche zu mir, die sich der griechischen Sagenwelt stark verbunden fühlte. Es zeigten sich in ihren Meditationen Bilder einer früheren Einweihung, verbunden mit der Aufforderung, an altes Wissen in zeitgemäßer Art anzuknüpfen bzw. die damaligen Impulse entsprechend umzuwandeln.

In diesem Fall ging es um den Athena-Kult im alten Griechenland und seine Bedeutung für die heutige und zukünftige Zeit. Auch wenn die äußere Mysterienströmung von der Erdoberfläche verschwunden ist, wirken die damit verbundenen Intentionen in den Menschen weiter. Aus den Schilderungen ging hervor, dass man damals durchaus das Bewusstsein hatte, eine Arbeit zu tun, die auf Jahrtausende hin ausgerichtet war und die sich auf die Umwandlung und Veredelung der Menschen bis in die körperliche Konstitution hinein bezog sowie die damit einhergehende Erneuerung menschlichen Zusammenlebens.

Ich halte diese Schilderungen für sehr bedeutsam, denn sie gehen weit über das hinaus, was wir aus äußeren Quellen über den Athena-Kult wissen. Dennoch decken sich die innerlich geschauten Erlebnisse dieser Einweihungsströmung mit den Qualitäten, die man den griechischen Göttinnen Athena und Artemis zuschrieb.  

Bevor ich über einzelne Aspekte beider Göttinnen aus der uns bekannten Sagenwelt berichte, möchte zunächsteinen Auszug aus den mitgeschriebenen Protokollen für sich sprechen lassen:

„Ich befinde mich in einem wunderschönen Tempel mit vielen hohen Säulen in Griechenland. Die Priester können sich in ihrem feinstofflichen Körper in dem Tempel ausdehnen und dadurch gleichzeitig der Tempel selber sein. Sie sind sehr groß durch die Unterstützung der architektonischen Strukturen und können dadurch im Umkreis wirksam sein, weit über ihre physische Inkarnation hinaus.

Ich erlebe mich als eine Frau mittleren Alters, die jüngere Priesterinnen unterrichtet. Ich bin dort schon so lange ich mich erinnern kann und diene mit meiner Gruppe dem Athena-Kult. Es gibt in diesem Tempel auch noch andere Gruppen, auch Männer, die mit verschiedenen Aspekten der Gottheiten arbeiten. Es scheint der Artemis-Tempel in Ephesos zu sein, in dem nicht nur der Artemis, sondern auch anderen Göttern gedient wird. Der Athena-Kult wird an vielen Stätten Griechenlands gepflegt, man weiß voneinander und fühlt sich in einem gemeinsamen Strom verbunden.

Mit circa fünfzig Jahren sterbe ich durch ein selbst gewähltes Opfer, denn dadurch konnte ich meine Kraft auf eine jüngere Nachfolgerin übertragen. Der Tod war nicht so ein großer Schritt, man fühlte sich weiterhin in dem Strom wirksam und für die Jüngere war es ein großer Kraftgewinn.

In dieser Athena-Arbeit ging es darum, die feinstofflichen Körper von Mann und Frau wieder zusammenzuführen. Das hatte keine direkte Wirkung, sondern eine weit gespannte, mit dem Ziel, dass in ferner Zukunft die Geschlechtertrennung wieder aufgehoben wird. Diese Strömung arbeitet jetzt ganz woanders, die wird im Moment nicht auf der Erde fortgesetzt.  

Diese Frauen sind jetzt wieder inkarniert, sie sehen im jetzigen Leben androgyn aus. Das hängt mit der damaligen Arbeit zusammen. Das wurde bewusst vorbereitet, wie beim Backen mit Sauerteig, der immer wieder durchgeknetet werden muss, bevor er gebacken wird.
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Frau sein oder Mann sein gehört zu den Erfahrungen der Menschwerdung, ist aber jetzt ein nicht mehr aktuelles Thema. Heute können die Menschen die Partnerschaft auch gut in sich selber leben. Für manche Menschen wird es sehr stark in diese Richtung gehen, die sind sehr zart bis in die Züge hinein. Das ist auch sehr schmerzhaft, weil das Neue noch wenig verstanden wird und alte Sehnsüchte oder Vergleiche mit anderen verwirren. Das heißt nicht unbedingt, dass sie nicht heiraten oder keine Beziehung haben. Eigentlich wandelt sich das Bedürfnis von einer Mann-Frau-Beziehung zu einer Mensch-Mensch-Beziehung. Das können auch gleichgeschlechtliche Beziehungen sein. Das geht von einem geistigen Feuer aus, einer anderen Art von Wahrnehmung und Verbindung, nicht von einer hormonellen Anziehung.“

„…Im Kopfbereich spüre ich einen sehr starken Druck und gleichzeitig eine Ausdehnung, wie den Helm, mit dem die Athena dargestellt wird. Es wird viel mit den oberen Chakren gearbeitet, an der Erweiterung der Kopfkräfte, und am Kehlkopfchakra, durch Gesänge und rhythmische Klänge. Gleichzeitig gibt es im Bereich der unteren Chakren eine Art Eros-Einweihung, aber nicht so wie Erotik heute empfunden wird, sondern in einer Qualität, die es heute gar nicht mehr gibt. Diese erotische Spannung ist künstlerisch, auf Seelen bezogen, dadurch ist eine ganz große Kraftentfaltung möglich für diese Umwandlungsarbeit, denn dadurch kommt etwas in die feinstofflichen Körper hinein, was vorher nicht da war.

Es gibt auch Priester im Tempel, die ganz anders arbeiten. Bei manchen Einweihungszeremonien gibt es ein Treffen mit den Priestern. Die Kulthandlungen bestehen aus einer Gestik, die sich aufeinander bezieht. Die Frauen haben eine bestimmte Gestik und die Männer eine dazu ergänzende Gestik, was gegenseitig befruchtend wirkt. Diese Impulse werden immer wieder gebraucht. Zeitweise arbeitet jede Gruppe für sich, und in einem bestimmten Rhythmus erfolgt dann dieses sich Vereinigen in der Gestik, die ganz exakt ausgeführt werden muss. Diese Gesten stehen in Verbindung mit Tönen, es wird etwas durch die Gebärden zum Klingen gebracht. Wir können damit alles in Vibration versetzen,und auch selbst in Schwingung geraten. Das wirkt in die Materie, in die Körper hinein, da ist immer eine Verbindung zu der Umgebung.

Es ergeht die Aufforderung an mich, mich wieder an diesen Strom anzuschließen, anzuknüpfen an die damalige Arbeit. Es ist heute aber ganz anders als früher, denn dazwischen liegt das Eintreten des Christus-Ereignisses. Das aktuelle Arbeiten an diesem schöpferischen Werden liegt im Künstlerischen, im Kreativen. Dadurch wird ganz stark an die Einweihung von damals angeknüpft, auch an die Eros-Einweihung der unteren Chakren. Davon wird in den nächsten Jahrhunderten ganz viel Anziehungskraft ausgehen.“

„…Die Erdkräfte erlebe ich wie ein drittes Bein, das einen Bezug zum Stirnchakra und der Schläfe hat und gleichzeitig zu diesem ‚Helm’, der die erweiterten Kopfkräfte darstellt. Auffällig ist eine Neigung zur Erde in einer spirituellen Haltung der Erde gegenüber. Diese Kräfte empfinde ich als starken Strom, symbolisiert durch den Stab, mit dem die Athena auch dargestellt wird. Die Spitze des Speers ist auf die Stirn gerichtet. Die Schöpferkräfte, die Zeugungsenergie, steigen von unten über die Herz- und Kehlkopfkräfte in die individualisierten erweiterten Kopfkräfte und dann wie in einer Schleife wieder zurück. Das Schöpfungsorgan im Kopf wird durch das Künstlerische ausgebildet und hat dann die Möglichkeit, mit den Erdkräften Verbindung aufzunehmen.

Die zukünftigen Menschen, das heißt die heutigen Frauen, entwickeln sich dahin, dass die Eierstöcke verschwinden und ein rautenförmiges Organ entsteht. Das wird aber nicht von Natur aus entstehen, sondern wir müssen es selber entwickeln durch die Pflege der Künste oder durch Erkenntnis. Das ist der Umwandlungsprozess: das Empfangende und der Wille werden durch innere Arbeit zusammengefügt. Es braucht die beiden Kräfte, männliche und weibliche. Das ist dasjenige, was auf dem inneren Schulungsweg erreicht werden soll.

Auch heute geht es um eine Umwandlungsarbeit, die sich in umgekehrter Richtung vollzieht wie damals. Früher war ich im Tempel ausgebreitet durch die Architektur. Jetzt wird aus dem Geistigen heraus nicht mehr in so großem Stil gebaut wie früher. Nun ist es so, als ob das (erste) Goetheanum mir auf dem Kopf sitzt. Ich spüre es als starken Druck und als Forderung, den Kopf in einen Tempel umzubauen. Es ist eine Knochenumbildung, an der man aktiv beteiligt ist. Das geht nur in der Verbindung mit Christus. Die Arbeit geht vom Herzen aus, nicht vom Kopf. Es geht auch nur in Gemeinschaft, nicht mehr alleine. Das kann jetzt keiner mehr alleine leisten. Die Arbeit an diesem Bau ist nur möglich, wenn die innere Haltung von Demut und Dankbarkeit da ist.“
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