Wie alles anfing Kleingarten Kompost Karma

Christiane Feuerstack

Kleingarten  Kompost  Karma

 

Wie alles anfing (Leseprobe)

Um es gleich zu sagen: mein Gartenabenteuer begann damit, dass ich einige meiner sorgsam gehegten Vorurteile fallen ließ. Sie fielen nicht etwa in die Erde, um dort Wurzeln zu schlagen und zu wachsen, im Gegenteil, sie waren, seit ich denken konnte, fest eingewurzelt in meinem Kopf, ohne dass ich hätte sagen können, wie sie dorthin geraten waren.
Eines davon lautete: „Schrebergärten sind künstlich geschaffene Grillfest-Idyllen für Spießbürger.“ Ein anderes: „Man ist dort ständig den übel- oder wohlwollenden Blicken der Nachbarn ausgeliefert, die genau darüber wachen, ob die Hecke rechtzeitig geschnitten wird und die vorgeschriebene Höhe aufweist.“

Und nun hatte ich mir selber einen solchen Garten zugelegt. Obwohl ich doch gar kein Spießer bin. Das denken höchstens ein paar Andere von mir, die gar keine Ahnung haben und voller Vorurteile stecken!

Ein großer Anreiz waren für mich die wunderschöne Lage mit Blick übers Wasser und das recht geräumige Holzhäuschen, das mich für wenig Geld zur stolzen Hausbesitzerin machte. Den Anstoß gab eine Freundin, die kurz zuvor ebenfalls eine Parzelle in derselben Kolonie gepachtet hatte, mit dem Hintergedanken, ihren gesamten Freundeskreis dort anzusiedeln, um eine heimliche Künstlerkolonie zu eröffnen. Tatsächlich, es folgten mehrere Freunde nach. Einige gaben schon nach kurzer Zeit wieder auf, andere haben sich zu überzeugten Hobbygärtnern entwickelt. So auch ich.

Mit Feuereifer stürzte ich mich in das Abenteuer, aus einem ziemlich verwilderten Grundstück meine „Spießbürgeridylle“ zu zaubern. Der Kampf gegen Brennnesseln, Giersch und sonstige Gewächse begann. Ich vermeide das Wort Unkraut, da ich durchaus jedes Kraut als wertvoll akzeptieren kann, aber doch bitte nicht in diesen Mengen an den Stellen, wo ich es nun wirklich nicht haben will!

Manchmal war ich selber erschrocken über meine rücksichtslose Brutalität, mit der ich die zarten Pflänzchen ausrupfte, Bäume fällte und neue Pflanzen irgendwohin setzte, ohne zu fragen, ob sie Sonne oder Schatten brauchten. Oft kam ich mir vor wie ein trampelhaftes Ungeheuer, unter dessen Hufen kein Gras mehr wächst. Plan- und ahnungslos wütete ich in meinem neuen Reich, wie ein Kind auf einer großen Spielwiese, mit Freude und Eifer, aber wenig Verstand. Aber wie ein Kind lernte ich auch aus meinen „Vergehen“, und zwar durch die Pflanzen selber. Mein eigenes Erschrecken über mein ungestümes Vorgehen führte dazu, behutsamer zu schauen, zu beobachten, mit den Pflanzen zu reden und ihre Bedürfnisse zu erlauschen. …

 

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