Alchemie des Herzens

Der Goldprozess schafft das Gleichgewicht zwischen Materialisation und Vergeistigung.

 Im Kosmos entspricht die Sonne dem Goldprinzip. So wie der Saturn die Begrenzung unseres Planetensystems ist, stellt die Sonne dessen Zentrum dar. Sie lebt aus ihrer Eigendynamik heraus. Von ihr geht das Leben spendende Licht aus. Sie produziert laufend Energie und schafft damit auf der Erde die Bedingungen der Materialisation, der Evolution und gleichzeitig der Bewusstseinsentwicklung und Vergeistigung. Selber strahlend, symbolisiert sie in der Astrologie die persönliche Ausstrahlung eines Menschen, den Teil in uns, der nach Individuation strebt und aus eigenem Antrieb heraus strahlt. Sie steht in Verbindung mit dem zentralen Lebensantrieb eines Menschen, mit Vitalität, Kraft, Wille, Kreativität, Integrität als Individuum und dem Ausdruck von Eigenständigkeit und Freiheit.

Selbstbehauptung und Selbstverwirklichung müssen sich aber umwandeln zum „höheren Selbst“, zu einer Verbindung des Vergänglichen, Alltäglichen mit der zeitlosen geistigen Wirklichkeit. Wenn der Mensch immer mehr im Vergänglichen nach Selbstbestätigung sucht, entfernt er sich von seinem geistigen Prinzip. Die irdische Persönlichkeit soll der geistigen, dem Christusimpuls dienen und zum strahlenden Ausdruck göttlichen Schöpferkraft werden.

Im Organismus ist es das Herz, das durch Zusammenziehung und Ausdehnung die beiden Pole der Verdichtung und Auflösung rhythmisiert und harmonisiert. Herz und Kreislauf vermitteln dem Menschen die belebenden, durchwärmenden, im- pulsierenden Sonnenkräfte.
Herz und Haut-pulsierendes Zentrum und begrenzende Hülle-repräsentieren das Gegensatzpaar Sonne und Saturn, Gold und Blei.So wie die Sonnenkräfte frei schwingen zwischen materieller und geistiger Welt,so bildet der Saturn die Grenze zwischen beiden, das Hemmnis, die Trennung.

Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Seele durch aufeinander folgende Erdenleben finden wir beide Prozesse: das Sonnenhafte in dem Vorgang der Verkörperung, dem Abstieg in die Materie, der Verwirklichung geistiger Impulse auf der Erde und dem Aufstieg, der Vergeistigung des materiellen Daseins; das Saturn- Element tritt auf in Schwellenerlebnissen, in der schmerzlichen Trennung vom himmlischen Ursprung, in Geburt und Tod, in Krankheiten und Schicksalsschlägen, die durch Erstarrung in Gewohnheiten, Sicherheits- und Machtstreben und der Überbewertung des Materiellen bewirkt werden.

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 Saturn vergisst nichts, er hütet das Weltgedächtnis, auch das persönliche karmische Gedächtnis, in dem erlebte Ängste, Schocks, Hemmungen, Vermeidungsstrategien sowie persönliche und kollektive Glaubenssätze gespeichert sind. Er steht für das strenge Gesetz, die Konsequenzen unserer Taten, die Bilanz unserer Erdenleben und die Bildung von Gewissen und Verantwortung. Wir brauchen diesen Verlangsamungsvorgang, bis unser Bewusstsein die Stufe erreicht hat, die Konsequenzen unseres Handelns unmittelbar zu erkennen.

Was bedeutet in diesem Sinne „Blei in Gold verwandeln“ auf seelischer und sozialer Ebene?

Das „Blei“ verwandelt sich in dem Maße in „Gold“, in dem es seinen Zweck der Gewissensbildung erfüllt hat. Es bedeutet, das Begrenzende, Trennende, Belastende sowohl im eigenen Erleben als auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen zu überwinden und die Herzenskräfte erstrahlen zu lassen. Das mit dem harten saturnischen Weg verbundene Leiden ist in der heutigen Zeit immer weniger notwendig. Die geistige Welt schenkt uns immer wieder neue Möglichkeiten, durch bewusste Erkenntnisarbeit die „bleierne Schwere“ zu durchlichten und den Verwandlungsprozess zu beschleunigen. Dabei können genau die Seiten, die uns jetzt noch blockieren, Tore zur Befreiung sein.
Die Grenze zur geistigen Welt wird durchlässiger und flexibler. Erlebnisse, die früher Seelen nach dem Tode hatten, finden heute bereits zu Lebzeiten statt: Nahtod-Erlebnisse, Kontakt mit Verstorbenen, Rückblicke in frühere Leben und Erkenntnis karmischer Zusammenhänge.

Der Ausgangspunkt für diesen Umwandlungsprozess ist das Blei-Prinzip, das Schwere, Dichte, Trennende, Begrenzende, das im Gedächtnis Haftende, die unbewältigten Erfahrungen und Schocks unserer karmischen Vergangenheit. Das Trennende entsteht immer dort, wo wir uns von unserem geistigen Ursprung entfernen, der Eigenwille sich aus der kosmischen Ordnung heraus begibt, wo wir eigenmächtig, eigennützig und lieblos handeln. Kollektive Gedankenformen können uns in starren Vorstellungen festhalten, in Ängsten, Mangelerleben, einengenden Gesetzen, Schuldgefühlen und Leistungszwängen. Auch menschliche Beziehungen sind häufig von falsch verstandener Verantwortung, Verpflichtung, Gelöbnissen und gegenseitigen Abhängigkeiten geprägt. Das können uralte Bindungen sein, die einerseits eine starke Anziehung ausüben, andererseits nach Bewusstwerdung und Befreiung streben.
Bei diesen so genannten karmischen Bindungen spielt häufig die Blutsverwandtschaft eine Rolle. In Zeiten des noch unpersönlichen Gruppenseelen- Bewusstseins war das Leben in der Sippe mit körperlicher und seelischer Sicherheit und Geborgenheit verbunden. Man lachte gemeinsam und weinte gemeinsam. Man bestand Gefahren und Bedrohungen gemeinsam. Erst die Entwicklung eines individuellen Bewusstseins brachte es mit sich, dass sich ein Einzelner aus der Gruppe entfernen und eigene Wege gehen konnte.

Der Drang nach Freiheit und Einzigartigkeit ist eine ebenso starke Triebkraft der menschlichen Entwicklung wie die Sehnsucht nach Verbundenheit. Im geistigen Dasein verabreden sich die miteinander verbundenen Seelen, sich gegenseitig bei dem Individuationsprozess zu unterstützen. Das kann auch dadurch geschehen, dass sie sich bekriegen und sich gegenseitig das Leben schwer machen. Durch Widerstand, Kampf und Herausforderungen wird eine Seele stark. Darum sind unsere Gegner oft die besten Verbündeten. Manche Entwicklungsschritte lassen sich am effektivsten und schnellsten durch Leiden erreichen. Auch dieses fügen uns häufig die Seelen zu, die uns karmisch am engsten verbunden sind. Es bedarf einer sehr großen Liebe, um einem anderen Menschen den Schmerz zuzufügen, der ihn in seiner Entwicklung weiter bringt. So wie auf der physischen Ebene ein Chirurg schneiden und verletzen muss, um eine lebensrettende oder heilsame Operation durchzuführen, so fügen wir uns gegenseitig Verletzungen und Schmerzen zu, um geistig wachsen und reifen zu können.

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Das ist uns aber im Erdenleben selten bewusst. Wir werden wütend auf diejenigen, die uns Leid zufügen, sinnen auf Rache und verhärten unsere Herzen in Hass. Durch starke Emotionen entstehen weitere Verstrickungen und Bindungen. Die ehemaligen Feinde können in folgenden Inkarnationen zu Blutsverwandten werden. Hat man gar Menschenleben auf dem Gewissen, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man diese Seelen wiederum ins Erdenleben begleiten wird, denn ein karmisches Gesetz besagt: wem man das Leben genommen hat, dem soll man es wieder geben. Auch wenn Kulturen miteinander kämpfen, finden sich in folgenden Inkarnationen die Angehörigen beider Seiten, z.B. Indianer und Weiße oder Kreuzritter und Araber in derselben Familie wieder. Dann ist ein Ringen um gegenseitiges Verständnis unausweichlich. Ebenso starke Bindungen kann es in Arbeitszusammenhängen, Freundschaften und Liebesbeziehungen geben.

Das Spannungsverhältnis zwischen Freiheitsdrang und Sehnsucht nach Zugehörigkeit verstärkt sich mit zunehmender Individualisierung. Oft sind schmerzhafte Trennungen nötig, um geistiges Wachstum zu ermöglichen, so wie ein Gärtner zwei Bäume, die nah beieinander wachsen, ausgraben und auseinander pflanzen muss, damit sie beide weiter wachsen können. Seelen, die sich seit Urzeiten kennen und lieben, begegnen sich vielleicht in Lebensumständen, die diese Liebe nicht lebbar machen. Man befindet sich beispielsweise in einer anderen Partnerschaft oder in einer sonstigen bindenden Situation, die einen davor bewahren sollte, das alte Verbundenheitsgefühl wieder in Form einer Partnerschaft erleben zu wollen, sondern die Liebe auf eine geistige Ebene zu transformieren.

Weitere Gründe für die karmischen Begegnungen von Menschen sind Gelöbnisse, Versprechungen, alte Verlusterlebnisse, die den Wunsch nach Wiederbegegnung oder Fortsetzung einer Beziehung zur Folge haben.

Wiedergutmachungsimpulse, die aus Einsicht in eigenes Fehlverhalten resultieren, Schuldgefühle, Rachegedanken und nicht ausgelebte Wünsche haben ebenfalls starke Bindungen zur Folge. Besonders fesselnd sind Beziehungen, in denen schwarze Magie angewandt wurde, um einen Menschen an sich zu binden oder seine Kräfte zu rauben. Es besteht dann die Aufgabe, die Ursachen der Bindung zu erkennen und nach Lösung zu streben. Dann wird die Beziehung sich entweder lösen oder in eine freie verwandeln. 

So wichtig Trennungen manchmal sein mögen, um Freiheit und Individuation möglich zu machen, so wichtig ist es auch, Trennendes wiederum in Verbindendes zu verwandeln. Nachdem wir uns selbst als eine für sich bestehende Individualität erkannt haben, sind wir aufgerufen, uns wieder mit all dem zu verbinden, von dem wir uns bisher abgesondert haben. Ist die Seele durch Kampf und Opposition zu ihrer eigenen Stärke erwacht, können neue, freie Verbindungen eingegangen werden. Das Verbindende hat immer mehr Kraft. Trennendes isoliert uns vom Ganzen und erschöpft sich selbst, während Verbindendes unendlich weiter wirkt. Es kann aber auch der Fall sein, dass wir zu wenig mit uns selbst verbunden sind, so dass eine Trennung von einem anderen Menschen dazu führen kann, sich mehr mit den eigenen Zielen zu verbinden. Sind wir zuerst mit unserer eigenen Quelle verbunden und auf unser eigenes Glück bedacht, können wir auch anderen, denen wir begegnen, das geben, was sie im Moment in ihrer Entwicklung voranbringt.

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Verzeihen wir nicht, wird auch uns nicht verziehen

Auf dem Weg der Selbsttranszendenzist die Fähigkeit zur Vergebung und Verzeihung der wichtigste Schlüssel. Solange wir einem Menschen, der uns Unrecht getan hat, nicht verziehen haben, sind wir an ihn gebunden. Alles was wir nicht vergeben können, verfügt über uns. Der Mensch, auf den wir zornig sind, wird unser Meister. Das Band des ungelösten Konflikts lässt uns nicht weiter kommen, da unsere Seele unvermeidlich wieder zu den ungelösten Problemen zurückkehrt, um eine Lösung zu finden. Vergebung bedeutet aber nicht Absolution. Wir müssen nach wie vor für die Folgen unserer Taten einstehen und Fehler beheben. Es ist oft so, als ob unser Karma eine Zeit lang versiegelt wird und wir das Bündel erst wieder überreicht bekommen, wenn wir durch andere Erfahrungen stark genug geworden sind, um den Schritt der Vergebung gehen zu können. Verzeihen wir nicht, wird auch uns nicht verziehen. Ein erbarmungsloses Herz schadet in erster Linie sich selbst.

Es ist nicht immer leicht, schwere Verbrechen gegen Körper, Seele und Geist zu vergeben. Es bedeutet auch nicht, das Fehlverhalten von anderen zu dulden. Aber wir müssen uns immer klar machen, dass das Karma schon für einen Ausgleich sorgt, dass wir nicht das Recht haben über die Vergehen eines anderen zu urteilen und auch nicht die Macht haben, ihn von seiner Verantwortung zu befreien, sondern die Haltung einnehmen können, die Christus am Kreuz hatte, als er sprach:

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“

Oft sind wir selbst der Mensch, dem wir am meisten zu vergeben haben. Und das ist erfahrungsgemäß noch schwerer, als anderen zu vergeben. Aber die Unfähigkeit, sich selbst zu vergeben, hemmt uns auch auf dem geistigen Weg. Wir sollen zwar unsere Fehler erkennen und aus ihnen lernen, aber zugleich sehen, dass wir damals zu nichts Besserem in der Lage waren, und der Fehler seinen Zeck erfüllt hat, wenn wir Reue empfinden und sicher sind, nie wieder einen solchen Fehler zu begehen.

Kritik an anderen und Selbstkritik wirken begrenzend und behindern die geistige Entwicklung. Alles Urteilen schränkt uns ein und entfernt uns von der Liebe, denn wir wissen nicht, welche Lasten die andere Seele zu tragen hat. Es ist bekannt, dass das was uns am anderen stört, ein Hinweis auf eigene Themen ist, die wir durch den anderen gespiegelt bekommen. Unser Verständnis für andere wächst in dem Maße, wie wir alles Urteilen zurücknehmen und die uns abstoßenden Verhaltensweisen in uns selber wahrnehmen und verwandeln lernen. Der Auslöser für seelischen Schmerz, für Trauer, Wut, Ärger, Empörung, Einsamkeit usw. mag im Außen liegen, die Ursache liegt immer im Menschen selbst, in seinen Gedanken, Urteilen, Sichtweisen. Je mehr Sonnenhaftes der Mensch in sich hinein lässt durch Erkenntnis geistiger Realitäten, umso mehr ändert sich seine Gedankenwelt und damit auch seine Reaktionen auf alles, was geschieht. Diese Erkenntnis kann darin bestehen, dass jede noch so schmerzliche Erfahrung dem Lernen auf der Erde dient und zu einer Erweiterung des Bewusstseins führt. Selbst den scheinbar sinnlosen Geschehnissen kann der Mensch einen Sinn verleihen. Akzeptanz und Dankbarkeit sind die ersten Schritte, den Schmerz zu durchlichten. Dann werden auch die Botschaften der Seele immer besser verständlich. Was wollen die Tränen in Fluss bringen? Wie kann die Trauer mich zu mir selbst bringen? Wozu dient das Niederdrückende und Hemmende?

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